Erst durch eine geschwächte Lebenskraft kann sich Krankheit entwickeln
Erreger und Toxine sind immer und überall vorhanden, führen aber nicht bei jeder Person zwangsläufig zu Krankheit. Erst eine Schwächung der individuellen Lebenskraft ermöglicht Wachstum und Vermehrung der Erreger und damit Krankheitsprozesse. Für den Ausbruch einer Krankheit braucht es eine entsprechende Disposition des Organismus. Krankheitssymptome folgen also nur auf eine verstimmte Lebenskraft. Die Lebenskraft stellt ein übergeordnetes Netzwerk dar, das die Körperfunktionen überwacht, koordiniert, regelt und im Gleichgewicht hält. Solange die Lebenskraft gut und richtig wirkt, ist der Mensch gesund. Ist sie jedoch in Dysharmonie so kann es zu Krankheitssymptomen kommen.
Mit einer gesunden Ernährung, genügend Schlaf, Bewegung und gesundheitsförderndem Verhalten versuchen wir das System, die Lebenskraft, im Gleichgewicht zu halten. Kommt es aus bestimmten Gründen zu einer Dysharmonie, können unter anderem homöopathische Arzneien dem Körper den Impuls zur Selbstheilung geben, das Ungleichgewicht wird ausbalanciert. Krankheit oder Krankheitssymptome sind nach Hahnemann eine Verstimmung der Lebenskraft. Gesundheit wird durch eine Stärkung der Lebenskraft erreicht und nicht durch blosses Wegmachen der Symptome. Sehen Sie während einer Autofahrt die Kontrolllampe des Motors aufleuchten, werden Sie vermutlich unter der Motorhaube nachsehen, wo das Problem genau liegt und nicht einfach die leuchtende Lampe rausschrauben.
Hahnemann versteht demnach unter Lebenskraft eine ‚dynamische, virtuelle Macht und Wirkung’ (Organon §11), die auf innere und äussere Reize richtig reagiert, um das Gleichgewicht des Organismus aufrechtzuerhalten. Man kann in der heutigen Sprache auch von Homöostase oder Regulationskreislauf sprechen.
Mit Hahnemanns Worten:
‚Im gesunden Zustand des Menschen waltet die geistartige, als Dynamis den materiellen Körper (Organism) belebende Lebenskraft (Autocratie) unumschränkt und hält alle seine Teile in bewundernswürdig harmonischem Lebensgange in Gefühlen und Thätigkeiten, so dass unser inwohnender, vernünftiger Geist sich dieses lebendigen, gesunden Werkzeugs frei zu dem höhern Zwecke unseres Daseins bedienen kann. Der materielle Organism, ohne Lebenskraft gedacht, ist keiner Empfindung, keiner Thätigkeit, keiner Selbsterhaltung fähig; nur das immaterielle, den materiellen Organism im gesunden und kranken Zustand belebende Wesen (das Lebensprincip, die Lebenskraft) verleiht ihm alle Empfindung und bewirkt seine Lebensverrichtungen.’ Organon der Heilkunst §§9-10.