FRÜHLINGSBRIEF 1/2010

Homöopathischer Frühlingsbrief 1/2010

Tamara Lütold • Dipl. Homöopathin SHI/HVS

 

 

Bleiben Sie gesund!

 

Gesundheitsvorsorge und Selbstbehandlung aus homöopathischer Sicht

 

Ihre Gesundheit liegt in Ihren Händen! Mit einfachen Mitteln und kleinen Anpassungen können Sie viel zu einem gesunden und vitalen Leben beitragen. Lesen Sie im neuen Frühlingsbrief, wie Sie Ihren Körper vom Winterballast befreien können, wie Sie Heuschnupfen erfolgreich lindern können, wer die Homöopathie zu einer überzeugenden Methode gemacht hat und wie Sie mit einer gesunden Ernährung gestärkt durch den Frühling tanzen werden.

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Der Frühling ist die Zeit der Expansion, die Zeit der aufsteigenden Lebenskraft, die Zeit von Entwicklung und Öffnung. Das Leben beginnt sich zu regen. Samen keimen, Knospen springen auf. Pflanzen sprießen und wachsen mit der zunehmenden Temperatur und Helligkeit, bilden Blätter und Triebe aus. Die Tage werden länger.

 

 

 

Dem Neuen Platz geben

Der richtige Zeitpunkt also um den Körper zu erfrischen, die Säfte zu reinigen, die Ausscheidung anzukurbeln, sich der angesammelten Schlacken zu entledigen, damit das Neue Platz hat und die Energie fliessen kann.

 

Die Frühlingstrinkkur für Teeliebhaber:
40g Brennnesselblätter, 30g Birkenblätter und 30g Löwenzahnblätter und -wurzeln mischen lassen, davon morgens 8-10 Teelöffel mit kochendem Wasser übergiessen, 15 Minuten ziehen lassen und über den Tag verteilt trinken. Achten Sie zudem auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine ausgewogene Ernährung. Führen Sie diese Kur über 4 - 6 Wochen durch.


Oder lassen Sie sich in der Apotheke eine spagyrische Mischung herstellen:

Betula alba spag., Solanum dulcamara spag., Taraxacum officinalis spag., Glechoma hederacea spag., Solidago virgaurea spag. zu gleichen Teilen. Geben Sie davon täglich 3 x 3 Sprühstösse auf die Mundschleimhaut. Achten Sie ebenfalls auf genügend Flüssigkeit.

 

 

Heuschnupfen-Blüte-Zeit

Leider leiden in dieser blütenschönen Jahreszeit viele Menschen an allergischen Reaktionen. Aus homöopathischer Sicht ist dies keine isolierte Erkrankung sondern immer Zeichen einer geschwächten Lebenskraft und somit eine chronische Erkrankung. Die jährlichen Schübe zeigen eine zu gross gewordene Belastung des Organismus an. Eine konstitutionelle Behandlung mit dem individuellen Arzneimittel ist aus homöopathischer Sicht die hierfür angezeigte Behandlung. Die Selbstheilungskräfte werden aktiviert und so nicht nur die Symptome gelindert, sondern der Organismus ganzheitlich gestärkt - auch für die nächste Saison.

 

Sollte eine ganzheitliche Behandlung zur Zeit nicht möglich sein, finden Sie hier einfache Tipps zur Selbstbehandlung.

 

Allgemeine Massnahmen zur Linderung der Symptome:

 

Trinken Sie viel (temperiertes) Wasser. Dies verflüssigt den Schleim.

Spülen Sie Nase und Augen regelmässig mit klarem abgekochtem Wasser oder mit physiologischer Kochsalzlösung.

Kühlen Sie die Augen mit nassen, kühlen (nicht eiskalten) Kompressen oder Schwarzteebeuteln. Dies lindert die Entzündung.
Reduzieren Sie Stress und gönnen Sie sich vermehrt ruhige Momente.

 

Weniger ist allgemein mehr - versuchen Sie Symptome wenn immer möglich nur mit einfachsten Mitteln wie Wasser, Wärme- oder Kälteanwendungen und Ruhe zu behandeln. Die Lebenskraft braucht oft weniger als wir denken um die Stabilität wieder zu erlangen.

 

Sollten die oben beschriebenen Massnahmen noch nicht genug Linderung verschafft haben, kann auch die Spagyrik weiterhelfen: Lassen Sie sich in der Apotheke eine spagyrische Mischung zum Beispiel aus Euphrasia officinalis spag., Urtica dioica spag., Ephedra vulgaris spag., Thryallis glauka spag. zu gleichen Teilen herstellen. Diese wirkt antientzündlich, reizlindernd und abschwellend. Im Akutfall bis 8-10 x 1 Sprühstoss direkt in den Mund und gut einspeicheln.

 

In sehr hartnäckigen Fällen kann zur Linderung zusätzlich das Gemmotherapeutikum Ribes nigrum verwendet werden. Geben Sie 3x3 Sprühstösse täglich direkt auf die Mundschleimhaut. Ribes nigrum gilt als pflanzliches Cortison und Antihistaminikum.

 

Die klassische Homöopathie (1) bietet Ihnen schliesslich eine sehr tiefgreifende Möglichkeit, die Symptome während des akuten Auftretens zu lindern. Von einer langfristigen Einnahme dieser Akutarzneien bei Heuschnupfen wird jedoch dringend abgeraten. Es sollte sich lediglich um eine Akutbehandlung von einigen Tagen handeln. Wirken die gut ausgewählten Mittel nicht oder nicht ausreichend lange und streben Sie eine grundsätzliche und ursächliche Behandlung der Allergieneigung an, stehe ich Ihnen gerne für eine Weiterbehandlung zur Verfügung.

Wenn Sie sich in einer Konstitutionsbehandlung befinden, sollten Sie auf die Einnahme von homöopathischen Akutarzneien unbedingt verzichten!


Kurzer Arzneimittelbeschrieb:


Allium cepa (Küchenzwiebel) C30: Bei diesem Mittel liegt der Fokus der Symptome bei der Nase. Diese ist gerötet und schwillt an. Es besteht ein wässriger Fliessschnupfen, der möglicherweise die Nase zusätzlich wund macht. Die Augen tränen meist nur leicht und v.a. mild. Der Geist ist dumpf und schläfrig. Gebessert werden die Symptome an der frischen Luft.


Nux vomica (Brechnuss) C30: Das Hauptsymptom ist die verstopfte Nase, mit Verschlimmerung nachts, gegen Morgen und im Haus drinnen. Der Schnupfen ist besser im Freien.


Euphrasia (Augentrost) C30
wird vor allem bei Fliessschnupfen mit starker Augen-beteiligung eingesetzt. Das Nasensekret ist mild. Die Augen brennen, jucken, sind gerötet und lichtempfindlich. Die Symptome bessern im warmen Zimmer und verschlimmern sich im Freien und bei kühlem Wind.

 

Wyethia C30: Hier fällt der unangenehme Juckreiz an Gaumen, Rachen und in der Nase auf. Man möchte mit der Zunge am Gaumen kratzen. Nase, Rachen und Mund sind trocken. Es besteht ein ausgeprägter Durst auf eiskalte Getränke.

 

Lesen Sie alle Symptome genau durch und entscheiden Sie sich schliesslich auf Grund der Totalität für eine einzelne Arznei. Mischen Sie die Arzneien nicht. Das praktische Büchlein ‚Homöopathische Selbstbehandlung in Akutfällen' von H. Grollmann und U. Maurer ist als weiterführende Literatur sehr zu empfehlen. Auf dieses Buch abgestimmt ist die homöopathische Hausapotheke mit 32 Einzelmitteln in der Potenz C30 von Omida. Zu empfehlen vor allem für Familien mit Kindern - damit Sie im Akutfall immer die passende Arznei griffbereit haben.


Dosierung
: Legen Sie 3-5 Globuli unter die Zunge. Oft reicht eine einzige Gabe. Falls nötig, kann das Mittel nach 3 Stunden wiederholt werden. In sehr akuten Fällen können 3-5 Globuli in einer Flasche Wasser (ca. 3 dl) aufgelöst und davon alle 15 Minuten ein Schluck bis zur Besserung getrunken werden. Schütteln Sie die Flasche 10-mal vor jeder neuen Einnahme (wie Quecksilberthermometer).

 

Allgemeine Empfehlungen: 15 - 30 Minuten vor und nach der Einnahme homöopathischer Arzneien sollten Sie weder essen, noch trinken, rauchen, Kaugummi kauen oder Zähne putzen. Ihr Mund-geschmack sollte neutral sein. Während der homöopathischen Behandlung sollten Sie auf kampferhaltige Produkte verzichten! Diese können die Wirkung der homöopathischen Arznei beeinträchtigen. Kampfer ist zum Beispiel enthalten in Blistex Lippenpflege, Chinaöl oder Tigerbalsam, Dul-x-Bädern, diversen Erkältungsbädern, Pulmex, Vicks und vielen Muskel- und Gelenksalben.

 

Sobald eine Besserung der Beschwerden eintritt, darf kein weiteres Mittel mehr verabreicht werden. Erst bei einem Rückfall können Sie nochmals eine weitere Dosis des ausgewählten Mittels verabreichen, falls es durch das Symptomenbild noch angezeigt ist.

 

 

Samuel Hahnemann's Leben und die Entstehung der Homöopathie

Christian Friedrich Samuel Hahnemann wurde am 10. April 1755 in Meissen geboren. Sein Vater war Porzellanmaler.

Geburtshaus in Meissen
Geburtshaus in Meissen

1775 - 1779 studierte er Medizin an der Universität Leipzig und Wien. Neben dem Studium bildete er sich autodidaktisch in Sprachen und Naturwissenschaften weiter. Er beherrschte schliesslich neben seiner Muttersprache sieben weitere Sprachen. So konnte er sich das Medizinstudium mit Übersetzungen und Fremdsprachenunterricht verdienen.

 

Henriette Leopoldine
Henriette Leopoldine

 

1782 heiratete der junge Arzt Henriette Leopoldine Küchler, die Stieftochter eines Apothekers, bei welchem Hahnemann zuvor seine Kenntnisse in Chemie und Arzneimittelherstellung vertiefte. Hahnemann eröffnete eine ärztliche Praxis, war aber mit den damals üblichen Behandlungen nicht einverstanden. Aus diesem Grunde schloss er nach bloss zwei Jahren seine Praxis und widmete sich fortan der Chemie und Schriftstellerei und verdiente seinen Lebensunterhalt mit der Übersetzung medizinischer Werke.

 

 

Chinarindenbaum
Chinarindenbaum

1790 übersetzte er die Materia Medica von William Cullen (einer der bekanntesten Ärzte seiner Zeit) über die Behandlung der Malaria mit Chinarinde. Dieser schrieb die Wirkung bei Malaria der bitteren und zusammenziehenden Eigenschaft der Chinarinde zu. Hahnemann glaubte jedoch, dass die Wirkung auf einen anderen Faktor zurückzuführen sei, denn es gäbe Substanzen, die weitaus bitterer und von stärker zusammenziehender Kraft seien, bei der Behandlung von Malaria aber keine Wirkung zeigten. Hahnemann entschloss sich zum Selbstversuch.

 

Seine Feststellung war erstaunlich: durch die Einnahme der Chinarinde zeigten sich dieselben Symptome, die auch bei Malaria auftreten. Hahnemann hatte durch diesen Versuch das Ähnlichkeitsprinzip nachgewiesen, dass also Ähnliches (Krankheitssymptome) mit Ähnlichem (Arzneimittelwirkung) geheilt werden kann: Similia similibus curentur. Hahnemann prüfte seine These weiter und führte an sich, seiner Frau, seinen elf Kindern und mit engen Freunden weitere Arzneimittelprüfungen durch, bis er sechs Jahre später im Jahr 1796 seine Theorie publizierte. 1796 wird seither als Geburtsjahr der Homöopathie bezeichnet. Das Ähnlichkeitsprinzip war jedoch schon lange vor Hahnemann bei Ärzten von Hippocrates bis Paracelsus bekannt, doch erst Hahnemann entwickelte die Theorie weiter zur eigenständigen Heilkunde.

 

Bei seinen Selbstversuchen stellte Hahnemann fest, dass viele Stoffe auf den Organismus zu aggressiv wirkten, die Symptome verschlimmerten sich. Er begann diese Arzneigrundstoffe zu verdünnen. Dabei merkte er bald, dass das blosse Verdünnen die Heilkraft des Mittels allmählich vollständig zum Verschwinden brachte. Also begann er die Grundstoffe stufenweise mit einem Alkohol-Wasser-Gemisch zu verdünnen und was hierbei sehr wichtig ist, diese neue Lösung nach jedem Verdünnungsschritt kräftig zu verschütteln. Durch diesen Vorgang der Potenzierung wird die Kraft des Heilmittels erst entfaltet und somit die Heilwirkung verstärkt.

 

1810 publizierte Hahnemann sein Hauptwerk, die erste Auflage des Organons der rationellen Heilkunde, in welchem er die Theorie und Praxis der Homöopathie darstellte. Bis zu seinem Tod sollen noch 4 weitere Auflagen folgen, die sechste und letzte wird erst 80 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht.

 

Von 1811 - 1821 hielt Hahnemann Vorlesungen über die Homöopathie an der Universität Leipzig, veröffentlichte weitere Werke wie die Reine Arzneimittellehre und begann die Krankengeschichten seiner Patienten ganz detailliert aufzuzeichnen und auszuwerten. Er erkannte dabei, dass die einzelnen Erkrankungen eines Patienten und seiner direkten Vorfahren oder Nachkommen in starkem Zusammenhang standen. So entwickelte er die Miasmenlehre, die er 1828 in seinem Werk der Chronischen Krankheiten veröffentlichte.

 

Mélanie
Mélanie

Hahnemann's Lebenswandel kann man bisher als eher bieder bezeichnen: er genoss Dünnbier und rauchte, pflegte Pünktlichkeit und Regelmässigkeit. Sein Leben war geprägt von Existenzsorgen, Umzügen, Praxiswechseln. Umso überraschender waren seine Veränderungen nach dem Tod seiner Frau Henriette 1830, als er sich 1834 im stattlichen Alter von 78 Jahren in eine glühende Verehrerin seiner Heilkunst verliebte. Mélanie war 36-jährig und Künstlerin aus Paris. Nur ein Jahr später heirateten sie und zogen nach Paris. In Deutschland hinterliess er eine zerstrittene Anhängerschaft, Feinde aufgrund seines cholerischen Temperaments und erbschleichende Kinder. In Paris hingegen genoss er alle Verehrungen, führte zusammen mit Mélanie eine lukrative Praxis mit Patienten aus ganz Europa, veröffentlichte weitere Schriften und nahm am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teil.

 

Am 2. Juli 1843 starb er im hohen Alter von 88 Jahren an den Folgen einer Bronchitis. Er wurde auf dem Pariser Friedhof von Montmartre beigesetzt, 1889 jedoch auf den Prominentenfriedhof Père-Lachaise überführt, wo sein Grab noch heute besucht werden kann.

 

‚Des Arztes höchster und einziger Beruf ist es, Kranke gesund zu machen, was man heilen nennt' (Samuel Hahnemann). Mit welchen Grundsätzen die Homöopathie diese Gesundung erreicht, erfahren Sie in drei Monaten im Sommerbrief.

 

 

Frühlingsernährung

Der Frühling ist die richtige Zeit um Leber und Galle zu stärken und die Ausscheidungskräfte zu aktivieren. Gerade die grünen Nahrungsmittel helfen bei der Entschlackung der Organe kräftig mit. Um die Körpersäfte wieder zu ergänzen und zu bewahren, sollten Nahrungsmittel mit Holzanteil (2) bevorzugt werden: Grünes Gemüse, Blattgemüse, Sprossen, Salat, frische Kräuter und vollreifes Obst eignen sich dazu bestens. Verwenden Sie häufiger Weizen, Dinkel, Grünkern, kleine Mengen Sauermilchprodukte und Geflügel und kreieren Sie daraus leichte und warme Gemüse-Getreide-Gerichte. Kurze Garzeiten, Dämpfen, Dünsten und Blanchieren des Gemüses verleihen den Speisen eine lebendige und leichte Qualität.

 

Achten Sie immer auf saisonale und regionale Produkte. Was die Natur in unserer Umgebung für uns bereit hält, ist oft genau das, was uns gut tut!

 

 

 

Ich wünsche Ihnen eine gesunde und blühende Frühlingszeit!

Herzlichst, Tamara Lütold

 

 

 

 

Quellen, Literatur, Begriffklärung

Quellen und Literatur zum Thema:

Rezeptfrei gesund mit Schweizer Hausmitteln von Ruth Jahn
Homöopathische Selbstbehandlung in Akutfällen von Heidi Grollmann und Urs Maurer
Ernährung nach den 5 Elementen von Barbara Temelie
MediQi-Forum zum Thema Heuschnupfen
250 Jahre Dr. C. F. S. Hahnemann - Homöopathie im Wandel der Zeit: Homöosana Verlag 2005
Eine homöopathische Liebesgeschichte von Rima Handley
Homöopathie und die Gesunderhaltung von Kinder und Jugendlichen von Dr. Friedrich Graf


Begriffklärung

(1) Die klassische Homöopathie arbeitet mit Einzelmitteln, die auf Grund des allgemeinen Zustands und der spezifischen Symptome des Patienten ausgesucht werden. Diese Methode steht im direkten Gegensatz zur Komplexhomöopathie, wie sie z.B. Similasan anbietet. Dort werden die bekanntesten Mittel gegen Heuschnupfen-Symptome zusammengemischt, was in keiner Form dem Prinzip der Individualisierung entspricht.

 

(2) Die Ernährung nach den 5 Elementen der Chinesischen Medizin unterteilt die Nahrungsmittel in 5 Elemente: Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser. Der Frühling wird durch das Element Holz symbolisiert. Alle fünf Elemente zusammen bilden einen Zyklus, den jeder Prozess, jedes Jahr und jedes Menschenleben durchläuft.